Syke – Von Anke Seidel. Es war der Steuereintreiber und städtische Hundefänger Friedrich Louis Dobermann, der im 19. Jahrhundert kräftige und scharfe Hunde züchtete, um Steuersünder einzuschüchtern: Dobermänner. Noch heute gelten Hunde dieser Rasse als gefährlich und aggressiv. Aber Teva und Bachuz, zwei prachtvolle Exemplare, widerlegen diese Vorurteile ebenso freundlich wie ausgelassen und temperamentvoll. „Sie sind hochsensibel, wahnsinnig einfühlsam und unheimlich lieb“, sagt Angela Cepeda. Die Hundefreundin aus Leidenschaft und setzt sich für eine artgerechte Hundehaltung ein – bundesweit.
Deshalb hat sie mit anderen Hundefreunden die Interessengemeinschaft der artgerechten Hundehalter auf den Weg gebracht. „Aggressiv sind nur unglückliche Hunde“, betont Angela Cepeda, die zurzeit gemeinsam mit der ländlichen Erwachsenenbildung LEB die Seminarreihe „Mensch und Hund“ gestaltet. Das Ziel dieser Reihe: Eine lebenswerte Partnerschaft zwischen Zwei- und Vierbeinern – für beide Seiten. Denn viel zu oft hat die 58-Jährige erlebt, dass aus falscher Tierliebe und einer falschen menschlichen Erwartungshaltung heraus unbeschreibliches Tierleid entstanden ist.
Sie habe mit ihrer Familie viele Jahre in Chile gelebt und sich dort mit Wildhunden, Quiltros und Gaucho-Hunden beschäftigt, berichtet die Biologin. 1995 kehrte sie nach Deutschland zurück. „Da habe ich gesehen, wie wenig artgerecht die Hunde hier gehalten werden“, so Angela Cepeda.
Das traurige Ergebnis lernte sie kennen, als sie eine Hundepension mit Auffangstation eröffnete: „Hunde mit eingewachsenen Stachelhalsbändern wurden mir gebracht“, nennt sie nur ein Beispiel.
Heute lebt sie in Okel bei Syke und trainiert Menschen mit vermeintlichen Problemhunden. „Hunde brauchen keine Erziehung, sondern die Menschen“, lautet ihr Credo für diese Arbeit. Viele Halter würden ihre Hunde gar nicht verstehen: „Sie wollen sie einfach nicht so akzeptieren, wie sie sind.“
Deshalb sei es so wichtig, sich vor der Anschaffung eines Hundes ganz genau zu überlegen, „was man sich ins Haus holt“. Denn Hund ist nicht gleich Hund: Über Jahrhunderte, ja Jahrtausende hinweg haben Menschen die verschiedensten Rassen zu verschiedensten Zwecken gezüchtet – und dadurch völlig unterschiedliche Hundecharaktere geprägt.
Dobermänner zum Beispiel brauchen „Beschäftigung ohne Ende“, berichtet Angela Cepeda, ebenso Zuwendung und Bestätigung. Australien Sheperds, agile Hütehunde, müssen enorm viel Auslauf und Beschäftigung haben. „Weil die Leute das völlig unterschätzen, landen nicht wenige dieser Hunde im Tierheim“, weiß die Hundeversteherin – und plädiert unermüdlich dafür, sich genau zu überlegen, welcher Hund zu welcher Familie und welcher Lebenssituation passt.
Terrier zum Beispiel besitzen in der Regel einen ausgeprägten Jagdtrieb, der mit vielen Spielstunden ausgelebt werden muss.
Zu regelrechten Modehunden seien Rassen wie Golden Retriever und Labrador geworden. „Davon sind soviele gezüchtet worden, dass ihnen sehr viele Triebe abhanden gekommen sind“, bedauert Angela Cepeda.
Welcher Hund wäre passend für eine ganz normale Durchschnittsfamilie? „Für Familien, die einen ruhigen Hund wollen, große Sennenhunde“, antwortet die 58-Jährige. Aber auch Kromfohrländer oder Shelties würden sich gut einfügen.
Enorm wichtig sei vor allem, die Mimik und die Körpersprache des Hundes zu lernen – anstatt dem Hund nur „Platz und Sitz“ beizubringen. „Die menschliche Sprache ist für den Hund ja auch eine Fremdsprache“, argumentiert die Hundeversteherin, die am 29. August den nächsten Seminarteil der LEB-Reihe „Mensch und Hund“ gestaltet (18 bis 21 Uhr, DLRG-Haus in Bassum). Dann geht es um die Entwicklung vom Welpen zum erwachsenen Hund – und die verschiedenen Phasen, die für die Entwicklung des Tieres entscheidend sind.
„Hunde brauchen eine saubere Führung“, betont die Referentin, und Führung sei nichts anderes als erfolgreiche Kommunikation mit dem Hund.
Dass zur Seminarreihe am Ende auch die Veranstaltung „Am Anfang war der Wolf“ mit der Wolfsexpertin Britta Habbe gehört (Termin steht noch nicht fest), hat seinen guten Grund: „Wer den Wolf versteht, der versteht auch den Hund“, sagt Angela Cepeda. Weitere Informationen gibt sie unter Tel. 04242/160662.